Utopia Gastronomica

NFTs in der Gastronomie: Hype oder Zukunftsmodell?

NFTs eröffnen viele Möglichkeiten in den verschiedensten Branchen, auch in der Gastronomie. Doch wie können Sie diese in der Gastro einsetzen? Lesen Sie mehr.

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Dies ist der erste Teil der Artikelreihe zu NFTs in der Gastronomie. Den zweiten Teil können Sie hier nachlesen.

Wir schreiben das Jahr 2006. Der erste Tweet von Twitter-Gründer und CEO Jack Dorsey geht online. 15 Jahre später wird dieser Tweet für rund 2,9 Millionen US-Dollar verkauft. Doch es bleibt nicht nur dabei. Ein GIF einer Regenbogen-Katze wird für etwa $590.000 verkauft. Digitale Sammelkarten von NBA-Spielern werden um mehrere hunderttausende US-Dollar versteigert. Um zu verstehen, worum es hier geht, reichen drei Buchstaben: NFT, kurz für Non-Fungible Token. Was das konkret bedeutet, erkläre ich weiter unten im Text.

Obwohl es bereits 2014 erste Erwähnungen von NFTs in den Medien gab, erlebten diese 2021 einen regelrechten Boom. Überall war die Rede von Non-Fungible Tokens. Ein Jahr später und der Hype ist immer noch enorm. Auch gibt es seit Kurzem Anwendungsfälle in der Gastronomie. Doch dazu später mehr.

In diesem Utopia Gastronomica Artikel möchte ich Ihnen die Welt der NFTs näherbringen und weitere relevante Begriffe in diesem Zusammenhang klären. Besonders liegt mein Fokus jedoch darauf, wie sich Non-Fungible Tokens in die Gastrobranche einordnen lassen und welche Möglichkeiten sich dadurch für die Gastronomie der Zukunft ergeben.

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Von Anfang an: Grundlagen von NFTs

Bevor ich mich mit NFTs befasse, ist es notwendig, die Grundlagen zu klären. Ein Begriff, der hier nicht fehlen darf, ist Blockchain. Denn erst durch dieses Verständnis wird klar, wie sich Non-Fungible Tokens dort einfügen.

Mit dem Thema rund um Blockchain beschäftige ich mich schon länger. So habe ich in einem früheren Utopia Gastronomica Artikel gezeigt, wie das Thema die gesamte Lebensmittelbranche positiv verändern kann (Stichwort Transparenz). In diesem Artikel möchte ich jedoch weniger darauf eingehen und mehr das allgemeine Verständnis dahinter aufzeigen.

Grundsätzlich ist eine Blockchain eine spezielle Art von Datenbank. Im Gegensatz zu traditionellen Datenbanken speichern Blockchains Daten dezentral, also in einem Netzwerk aus mehreren Rechnern. Was sie besonders macht, ist die Art, wie sie die Daten organisieren. So setzt sich eine Blockchain aus Blöcken zusammen, wobei jeder Block mit dem vorangehenden verbunden ist. Dies bildet die Kette bzw. chain.

Jeder Block enthält gespeicherte Daten und wird einem eindeutigen Hashwert zugeordnet. Um es kurz zu halten und ohne zu sehr in die IT-Welt abzudriften, wird beim Hashing aus einer großen Menge an Informationen automatisch eine kürzere Zeichenfolge generiert. Vereinfacht gesagt, fungieren diese Hashwerte in Blockchains als Bindeglieder der Kette. Somit kennt jeder Block den Hashwert des Vorgängerblocks, wodurch sichergestellt wird, dass der Dateninhalt nicht verändert werden kann. Dadurch sind die Daten in den Blockchains sicher vor Manipulationen – im Gegensatz zu gewöhnlichen Datenbanken.

NFTs, Blockchain, Web 3.0 sind einige Begriffe, die oft in Zusammenhang miteinander genannt werden.

Das Internet der Zukunft: Web 3.0

Auch wenn es sich bei Web 3.0 nicht wirklich um eine Grundlage von NFTs handelt, hängt es stark mit dem gesamten Thema zusammen. Deshalb möchte ich dies nicht außen vor lassen und in groben Zügen erklären. Beim Web 3.0 handelt es sich um das Internet, das mit Ethereum zusammenhängt. Auch wenn es bis dato noch keine festgelegte Definition gibt, lässt es sich anhand gewisser Merkmale beschreiben.

Dezentralisierung: Informationen könnten auf mehreren Rechnern gespeichert werden. User müssten somit nicht mehr über riesige, zentralisierte Server (wie Google) auf das Internet zugreifen. Stattdessen baut das Web auf einer Gemeinschaft von Nutzer:innen auf, die eigene Geräte mit dem Internet verbunden haben und so Websites oder Anwendungen hosten. Dies stellt sicher, dass die User die Kontrolle über ihre Daten behalten.

Semantic Web: Dabei handelt es sich um eine Erweiterung des World Wide Webs. Dieses verbessert Web-Technologien, indem nicht mehr nur Informationen miteinander verknüpft, sondern auch die Bedeutung von Wörtern verstanden werden. Das heißt, Suchmaschinen werten Stichwörter aus und entnehmen ihnen eine Bedeutung. Nehmen wir als Beispiel das Wort „Bank“. Dies kann sowohl eine Parkbank als auch eine Hausbank sein. Damit die Maschine erkennt, welche Art von Bank gemeint ist, wird dem Begriff aus Basis von Algorithmen eine eindeutige Bedeutung zugewiesen.

Künstliche Intelligenz: Im Web 3.0 werden Computer in der Lage sein, Informationen ähnlich wie Menschen zu verstehen, um schnellere und relevantere Ergebnisse erzielen zu können. Möglich wird dies durch künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen.

Konnektivität und Allgegenwärtigkeit: Mit dem Web 3.0 werden Informationen durch semantische Metadaten (Semantic Web) stärker miteinander verbunden. Außerdem wird das Internet für uns alle zugänglich gemacht, zu jeder Zeit und von jedem Ort aus. Nutzer:innen sind nicht mehr auf Geräte wie Smartphones oder Computer angewiesen, um auf das Internet zuzugreifen. Die Allgegenwärtigkeit von Web 3.0 kann ihnen den Zugang durch neue intelligente Geräte ermöglichen, die auf der Internet-der-Dinge-Technologie basieren.


Was sind NFTs?

So viel also zu Blockchain und Web 3.0. Nun stellt sich aber die Frage: Wie genau lassen sich hier nun NFTs einordnen? Hinter den drei Buchstaben stecken die Wörter Non-Fungible Token. Im Deutschen kann dies mit nicht-austauschbarer Token übersetzt werden. Ein anderes Wort für Token in diesem Zusammenhang ist Vermögenswert bzw. Vermögensgegenstand. Einfach ausgedrückt handelt es sich bei nicht-austauschbaren Tokens um einen einzigartigen, digitalen Vermögenswert, der nicht mit anderen ausgetauscht werden kann. Und diese Eigenschaft macht NFTs so einmalig und besonders.

Sehen wir uns das an einem Beispiel an: Angenommen Sie betreiben ein Burger-Lokal und kreieren einen neuen Burger. Bevor Sie diesen in Ihr Menü aufnehmen, machen Sie ein Foto davon und verwandeln es in ein NFT, das Sie online verkaufen. Die Person, die das NFT erwirbt, ist somit der oder die Besitzer:in dieses einzigartigen (virtuellen) Burgers.

Wie Kryptowährungen basieren auch NFTs auf der Blockchain-Technologie. Sehr viele Non-Fungible Tokens sind Teil der Ethereum-Blockchain. Es wird also nicht in Euro oder Dollar bezahlt, sondern in der Kryptowährung Ether. Durch die Blockchain kann genau zurückverfolgt werden, wer der oder die Besitzer:in eines NFTs ist. Selbst wenn jemand eine Kopie Ihres NFTs erzeugt, hätte die Fälschung keinen wahren Wert, da Ihr Objekt das Original ist – was sich dank den gespeicherten Daten in der Blockchain beweisen lässt.

Anwendung: von Kunst über Gaming bis Gastro

Zu Beginn dieses Artikels habe ich bereits einige Beispiele aus der NFT-Szene genannt. Wie Sie gesehen haben, kann so ziemlich alles Digitale ein Non-Fungible Token sein. Besonders beliebt sind dabei Kunst und Sammlerobjekte in Form von Sammelkarten. Aber auch in der Gaming-Industrie haben NFTs Aufsehen erregt. So haben einige Entwicklerstudios die Chance erkannt und bieten In-Game-Gegenstände als Sammlerstücke zum Verkauf für die Spieler:innen an.

Eine weitere Branche, die sich dem NFT-Trend anschließt, ist die Gastronomie. So wird im Jahr 2023 das weltweit erste NFT-Restaurant in New York mit dem Namen Flyfish Club eröffnen. Einlass bekommen Interessierte nur mit einer Mitgliedschaftskarte, die sie als exklusives NFT kaufen können. Hinter diesem Projekt steckt das US-Hospitality-Unternehmen VCR Group, gegründet vom Unternehmer Gary Vaynerchuck. Auf der Website von Flyfish Club findet sich folgende Erklärung zur NFT-Idee:

Mit NFTs kann der Flyfish Club eine loyale Mitgliedergemeinschaft aufbauen, der wir besondere Erlebnisse bieten können. Durch NFTs entstehen neue, moderne Finanzmodelle, wodurch der Flyfish Club ein außergewöhnliches und nachhaltiges Produkt für die kommenden Jahre anbieten kann.

Interessierte können zwischen zwei Arten von Mitgliedschaft wählen: Flyfish und Flyfish Omakase. Ersteres beinhaltet einen Zugang zur Cocktail-Lounge, zum Seafood-Restaurant und zu privaten Veranstaltungen. Die Kosten dafür sind 2.5 Ether – umgerechnet etwa 7500€. Mit Flyfish Omakase, der Premium-Mitgliedschaft, erhalten Mitglieder:innen zusätzlich zu den Flyfish-Leistungen Zugang zum Omasake-Raum – ein exklusiver und privater Dining-Room. Dies gibt es für 4.25 Ether oder ca. 12.800€.

Fine-Dining Gerichte als NFTs in der Gastronomie verkaufen.

Der Flyfish Club ist allerdings nicht das erste kulinarische Konzept, das sich mit NFTs und Blockchain im Geschäftsmodell auseinandersetzt. So wurde Ende 2021 im US-Bundestaat Florida das Crypto Street Restaurant eröffnet. Hier sind nicht nur die Dekoration im Lokal und die Speisen und Getränke an das Krypto-Thema angelegt. Auch als Zahlungsmittel werden Kryptowährungen akzeptiert.

Gastronomie und NFTs: Bereit für die Zukunft!

Bei Non-Fungible Tokens und deren Verwendung für die Gastrobranche geht es um weit mehr als um exklusive Restaurant-Mitgliedschaften und auf Krypto inspirierte Inneneinrichtung in Gasträumen. So gab es im Februar 2022 einen virtuellen Summit, den das US-amerikanische Food Tech Unternehmen The Spoon veranstaltet hat. Zum Thema Food Metaverse und NFT fand eine Reihe an Vorträgen statt, in denen sich Expert:innen über die Zukunft der Food-Industrie in Zusammenhang mit Krypto, Web 3.0 & Co. unterhielten. Eines schon mal vorweg: Das Potenzial ist enorm. Doch welche Möglichkeiten nun konkret vorgestellt und diskutiert wurden und wie diese die gesamte Food-Industrie verändern könnten, erfahren Sie im zweiten Teil dieser Artikelreihe.

Was denken Sie: Ist das Thema NFTs in der Gastronomie bloßer Hype, der schon bald verfliegen wird, oder ein Modell, das zukunftsfit ist? Ich für meinen Teil bin sehr gespannt, was sich hier noch ergeben wird und wie die Gastrobranche das Potenzial dahinter voll ausschöpfen kann.

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